Züchtung
Vorgehen bei der Zucht
Rassereinzucht ist die Züchtung innerhalb einer Rasse, verbunden mit der Leistungsprüfung, Selektion und Vermehrung reinrassiger Tieren zu verstehen. Es sind Leistungssteigerungen zwischen den Bienenrassen bekannt, andererseits gibt es negative Erscheinungen, wie gesteigerte Nosematose- Anfälligkeit, Neigung zu Räuberei und Stechlust. Diese Gefahr könnte nur durch Anwendung der künstlichen Besamung in der gesamten Züchtung und Vermehrungsarbeit unterbunden werden.
Wegen der auch innerhalb einer Rasse noch großen Variabilität der Leistung und Körpermerkmale wird meist mit dem Ziel der Linienkombination durch Vermehrung und gezielte Anpaarung die Züchtung von Linien einer Rasse durchgeführt. Die Angehörigen einer Linie sind Bienenvölker, die mütterlicher- und väterlicher seits auf ein Volk oder miteinander verwandte Völker als Linienbegründer zurückzuführen sind. Linienzucht über viele Generationen kann bei zu enger Inzucht, verbunden mit Reinpaarungen auf sicheren Belegeinrichtungen oder der künstlichen Besamung zu Depressionen, wie nachlassende Vitalität und Leistungsfähigkeit führen.
Unter geschlossener Zucht ist die Zucht einer bestimmten Population zu verstehen. Reinzuchten des Vatermaterials der Belegeinrichtungen festgelegter Gebiete zählen dazu.
Anpaarung mehrerer Vatertierlinien in bestimmten Reihenfolgen – sind Formen geschlossener Zucht.
Heterosiszüchtung: Zur Erzielung von Heterosiseffekten werden mehrere Linien einer Rasse in Inzucht gehalten. Voraussetzung ist sichere Verpaarung, gegebenenfalls auf dem Wege der künstlichen Besamung. Infolge von Inzuchtdepressionen fällt dabei ein Teil der Linien aus. Die Inzuchtlinien werden aufgrund der Ergebnisse von Leistungsprüfungen oder Passertests planmäßig miteinander verpaart.
Als Eltern für die Aufzucht der nächsten Generation werden dann von Generation zu Generation immer wieder solche Bienen gewählt, die mit der Prüfungslinie die besten Kombinationen ergeben. Die Eltern werden nicht nach ihrem Phänotyp Eigenleistung, sondern nach der Leistung der Nachkommenschaft selektiert.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Nachkommenschaft-Prüfung ist in der Bienenzüchtung die ausreichende Langlebigkeit der zu prüfenden Weiseln.
Paarung der Honigbiene
Die Königinnen, auch Weiseln genannt, paaren sich außerhalb des Bienenstockes etwa 15 bis 25 m hoch in der Luft mit den Drohnen. Dazu entfernen sich die Weiseln im Durchschnitt etwa 2 km, maximal 5 km, die Drohnen maximal 7 km weit von ihrer Beute. Anhand von Beobachtungen in Lattbusch konnte nachgewiesen werden, dass sich die Sammelplätze jährlich wiederkehrend an demselben Stellen befinden. Hier geht die Mehrzahl der Begattungen vonstatten.
Ein Weisel fliegt während der Brunstzeit mehrmals zur Begattung aus und paart sich mit mehreren Drohnen. Im Mittel wird ein Weisel von 8-10 Drohnen begattet. Wegen der weiten Entfernung der Begattungsplätze ist es unter natürlichen Bedingungen unwahrscheinlich, dass Drohnen des eigenen Volkes die Weisel begatten. Dadurch wird Inzucht ausgeschlossen.
Belegeinrichtungen
Um die natürliche Paarung zu beeinflussen, bedienen sich die Züchter der Belegeinrichtungen wie Lattbusch (Zuchtbuch Code Nr. 4-7), an denen während der Zuchtsaison Bienenvölker gezüchteter Linien als Vatertiermaterial stehen. Empfehlungen orientieren darauf, dass verlässliche Belegeinrichtungen auf dem Lande im Radius von mindestens 10 km bienenfrei sind, oder darin aufgestellte Völker auf die Vaterlinie umgeweiselt sind. (Brandenburgisches Bienenzuchtgesetz vom 08.01.1996)
Unvollständig isolierte Belegstellen sollen mindestens 4 km vom nächsten Bienenstand entfernt sein, und in einer Zone von 5 bis 8 km sollen sich nur wenige Bienenvölker befinden – sie sollten auf die Vaterlinie umgeweiselt sein.
Züchter bringen ihre unbegatteten Weiseln in den Begattungskästen, oft werden dazu sogenannte EWK (Einwabenkästen) verwendet, zu den Belegstellen. Nach erfolgter Paarung werden diese dann wieder zum eigenen Stand geholt.
Vorbereitung der Begattungskästen
Vor dem Besiedeln der Begattungskästen müssen die Altbienen abfliegen können. Die zu einem Kunstschwarm zusammengefegten Jungbienen werden mit etwas Futter in den Keller gestellt. Zum Einfüllen der EWK eignet sich am besten eine viereckige oder eine halbkreisförmige, also einseitig mit einer geraden Kante versehene Schöpfkelle mit etwa 0,3 Liter Fassungsvermögen.
Für die Besiedlung eines EWK im 1/3- Normalmaß genügt eine gestrichene Schöpfkelle voll Bienen (etwa 150 g). Beim Zusetzen einer andersrassigen oder sonst gefährdeten Weisel wird die Verwendung eines Ausfreßkäfigs empfohlen.
Es ist günstig bei Versand der EWK, außer der Füllung des Futterraumes einen Klumpen Futter zusätzlich in den Bienenraum einzulegen. Am Abend vor dem Versand sollte man den Bienen Gelegenheit zum Reinigungsflug geben mit kleiner Öffnung der Verschlussscheibe, damit die Königin nicht abfliegen kann. Die Kästen sind nochmals zu kontrollieren.
Zusetzmethoden
Die erfolgreich gepaarte Weisel muss schließlich einem Volk zugesetzt werden, wenn sie nicht im Begattungsableger verbleibt und daraus ein Volk aufbauen soll. Erfahrungsgemäß ist das frühe Zusetzen in der aufsteigenden Entwicklung am leichtesten.
Hier genügt die Entnahme der alten und das Zusetzen der neuen Weisel im Ausfreßkäfig zwischen Brutwaben oder in einem mit bauenden Bienen. Auch kann die Weisel mit ihrem Völkchen im EWK unter Futterteig oder Zeitungspapierverschluß zugesetzt werden.
Während der ganzen Saison anwendbare Verfahren sind das Zusetzen der Weisel unter einem Aufsteckkäfig aus Drahtgaze, der auf schlüpfende Brut gesteckt wird, oder nach sieben Tagen Weisellosigkeit das einfache Einsetzen auf eine Wabe. Man kann die Weisel auch in einem Jungbienenableger mit verdeckelter Brut oder in einem Kunstschwarm zusetzen. Mit zunehmendem Alter nimmt die Legefreudigkeit ein Weisel erheblich ab. Das wirkt sich ungünstig auf die notwendige Stärke des Volkes aus.
Deshalb ist die regelmäßige Weisel-Erneuerung eine entscheidende Grundlage für den Aufbau von gesunden und leistungsstarken Völkern. Dazu gehört der Putztrieb der Arbeitsbienen. Je größer der Putztrieb, umso gründlicher erfolgt die Reinigung der Wabenzellen und desto weniger ist die Ausbreitung von Krankheitserregern möglich.
Ein Beitrag von Familie Dehn & dem ehemaligen Zuchtobmann.
Dieser Beitrag ist Teil einer Serie zum Thema Bienenpflege. Die Serie startet mit einer allgemeinen Einführung.