Artgerechte Bienenhaltung
Wesensgemäße oder artgerechte Bienenhaltung - was ist das? Mehr Wissenswertes zur Bienenhaltungartgerecht oder wesensgemäß
Klärung im Dschungel der Begriffe
Seit einiger Zeit interessieren sich viele Menschen für eine Art von Bienenhaltung, die der ursprünglichen Lebensweise der Biene (wieder) näher kommt. Spricht man mit unterschiedlichen Mitgliedern unseres Vereins über die Frage, was sie jeweils unter artgerecht oder wesensgemäß verstehen, bekommt man eine ganze Bandbreite von Antworten. Dieser Beitrag soll ein wenig Klärung in den Dschungel der Begrifflichkeiten bringen.
Zunächst gilt es festzuhalten: egal ob klassische Imkerei, wesensgemäße oder artgerechte Bienenhaltung – für welche Form man sich entscheidet, hängt wesentlich davon ab, was der jeweiligen Imkerin oder dem Imker wichtig ist. Steht ein maximaler Honigertrag im Mittelpunkt, wird man sich eher für eine klassische Betriebsweise entscheiden. Auch wenn man die eigenen Völker mit gezielter Zuchtauslese der Königin führen will, eignet sich eher die klassischen Herangehensweisen. Ist einem die Menge an Honig jedoch weniger wichtig oder kommt es einem vor allem darauf an, eine möglichst naturnahe Behausung für das Bienenvolk bereitzustellen, an der sich das natürliche Verhalten beobachten lässt und auf Honigentnahme so gut wie ganz verzichtet wird, so wird man sich eher für eine wesensgemäße oder gar artgerechte Haltung entscheiden.
Die artgerechte Bienenhaltung stellt lediglich den natürlichen Lebensraum zur Verfügung – das ist in der Regel eine sogenannte Klotzbaumhöhle oder ein ausgehöhlter Baumstamm. Hier beschränkt man sich auf die Beobachtung des Bienenvolkes.
Mitglieder unseres Vereins haben am Schulbienenstand eine solche Klotzbaumhöhle aufgestellt und ermöglichen so den Schülerinnen und Schülern auch Einblicke in ein Bienenvolk, das sich nahezu ohne menschliche Eingriffe entwickelt.
Als wesensgemäß wird hingegen die Art von Bienenhaltung bezeichnet, welche die Biene als Nutztier und Lieferantin von Honig, Wachs und Pollen sieht, sich jedoch an drei Leitlinien orientiert, die sich mehr oder weniger stark von der klassischen Imkerei unterscheiden. Diese Leitlinien sind:
Erstens: Naturwabenbau
Zweitens: Vermehrung über den Schwarmtrieb und
Drittens: Standbegattung ohne künstliche Königinnenzucht
Was das genau heißt, lässt sich zum Beispiel bei Melifera e. V. nachlesen oder auch die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau stellt eine Übersicht mit den Kennzeichen wesensgemäßer Bienenhaltung bereit. In unserem Verein orientieren sich verschiedene Mitglieder an den genannten Leitlinien und experimentieren mit dazu passenden Betriebsweisen. Diese reichen vom fast schon vergessenen Bienenkorb aus Stroh über Imkern nach Warré und in Trogbeuten bis hin zur klassischen Deutschnormalmaß-Beute aus Holz, in die Rähmchen ohne Mittelwände für den Naturwabenbau eingehängt werden. Interessierte finden bei unseren Stammtischen immer Mitglieder zum Erfahrungsaustausch.